AbfallWiki - Schrottkunde - Teil 3

Schrottsorten - Sortierhinweise:

In den Folgen 1 und 2 unseres kleinen Kompendiums haben wir die Regeln und grundlegenden Definitionen des Schrotthandels aufgezeigt, erläutert und dem geneigten Publikum weitere Informationsquellen zur Verfügung gestellt.

Nach der Theorie wenden wir uns nun der Praxis zu und gehen auf das A & O des erfolgreichen Schrottanlieferns ein: die Sortierung.

Je besser der Kunde(-in) bei der Anlieferung sortiert hat, desto lieber ist dies dem annehmenden Schrotthändler, da:

 -        Seine Aufgabe der Befundung und Bewertung einfacher wird

 -        Weniger Arbeit mit einem Anliefervorgang verbunden ist

 -        Konflikte und Diskussionen und die Vergütung vermieden werden

Je eher der Abnehmer zufrieden ist, desto eher ist er sicherlich gewillt einige Tips zu geben, mit anzupacken oder das ein oder andere Auge zuzudrücken. Am wichtigsten jedoch für den Lieferanten(-in): Es wird eine bessere Vergütung geben.

Generell gilt jedoch: es ist die Aufgabe des Schrottprofis den Lieferanten (-in) zu unterstützen und zu beraten, so wie dies in jedem Fachhandel / Fachbetrieb im Umgang mit den Kunden selbstverständlich sein sollte!

Für den Lieferanten (-in) gilt: „Wer, wie was; wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!“

 

Handwerkszeug:

Folgendes Handwerkszeug ist für die erfolgreiche Sortierung nötig:

 -        Magnet: hierbei ist es egal ob ein schicker Stabmagnet oder ein alter Lautsprechereinsatz. Der Magnet ist das (!!) unverzichtbare Werkzeug, denn:

Alles was nicht am Magnet haften bleibt ist deutlich mehr wert als Mischschrott

Beispiel: Edelstahl. Es glänzt und funkelt schön, ist auch beides Rostfrei, aber aus Kostengründen werden besonders bei Sichtapplikationen in der Küche Edelstähle verwendet die keinen Nickel enthalten, im Gegensatz zu Edelstählen aus V2a oder V4a. Es handelt sich um Chromstähle meistens mit einem Chromgehalt von weniger als 15%. Diese unterscheiden sich im erzielbaren Wert nur unwesentlich von Mischschrotten und sorgen meist für lange Gesichter an der Kasse. Dabei ist die Erkennung einfach. Chromstahl ist magnetisch. Nickelhaltige Legierungen mit mehr als 6% Nickel sind es nicht. Glauben Sie nicht? Testen Sie es selbst an der Dunstabzugshaube und einem Edelstahltopf den Sie nicht von einem großen, schwedischen Möbelhaus erworben haben.

 -        Feile: Oftmals sieht man einem Metallteil seine Bestandteile nicht an. Da lohnt sich der Blick unter die Oberfläche. Hierzu ist eine Metallfeile nötig. Es reicht eine kleine, Schlüsselfeile. Wir wollen nur prüfen und nicht bearbeiten.

Beispiele für Fehleinschätzungen sind:

Badezimerapplikationen wie Klopapierhalter oder Brausenköpfe: Erstere sind in der Regel aus verchromtem Messing und letztere aus verchromtem Kunststoff. Beide sehen aus wie rostfreier Edelstahl.

Friedhofschmuck: Grablampen, Wasserbecken oder ähnlicher Grabschmuck ist in der Regel – als Zeichen der Wertschätzung – aus hochwertiger Zinnbronze gefertigt. Die Stücke liegen seht schwer in der Hand, wirken wertig und sind meist in der Anschaffung sehr teuer. Es gibt aber auch günstige Teile die auch wertig aussehen und recht schwer sind. Ein Blick unter die Oberfläche zeigt: Bronze ist auch nach dem Anfeilen sichtbar und schimmert leicht rötlich im Licht. Bei den günstigen Teilen wird das Feilbild silbern. Es handelt sich – im besten Fall um Blei – schlimmstenfalls um Zamak oder andere „Billigwerkstoffe“ auf Zinkbasis, die kaum einen Ertrag bringen.

 „Nicht scheinen, sondern sein“ – Tycho Brahe („Non haberi, sed esse“) – Nur die Feile bringt es an den Tag

 Das war es dann auch schon. Alles Weitere ist entweder Esoterik oder sehr teures Spezialgerät, welches den Profis vorbehalten ist.

 Was sortiere ich nun wie? Woher soll ich wissen was ich sortieren soll?

 Gute Frage…

 -        Die Sortiertiefe ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Sortieren kostet Zeit und Zeit ist Geld. Daher gilt: Nur so tief Sortieren, dass der nötige Zeitaufwand durch einen Mehrerlös beim Verkauf gedeckt wird. Es ist sehr frustrieren, wenn Sie sich eine Wahnsinnsmühe gegeben haben und alles auseinandergefiselt haben und der Typ an der Annahme schmeißt es einfach in eine Karre zusammen und grummelt: „Hätten Sie sich sparen können…“

 Praktisch heißt das:

 o   Wenn Sie weniger als 1 kg pro Fraktion durch die Sortierung erhalten, bekommen Sie in der Regel hierfür beim Schrotthändler keine gesonderte Vergütung. Es lohnt sich vor dem Sortieren Erkundigungen einzuholen, ab welcher Liefermenge bzw. ab welchem Mindestgewicht eine Vergütung erfolgt. Das handhabt jeder Betrieb anders!

 o   Es macht keinen Sinn zu versuchen Schrauben aus Alu zu drehen, oder Pfannengriffe zu entfernen… Sie werden dabei irgendwas aus Eisen übersehen und es war alles für die Katz… Im Ernst: Sortieren Sie Alu nur Optisch. Entweder ist es eisenfrei oder nicht. Machen Sie nichts ab oder raus. Das lohnt sich nie! Beispiel gefällig? Töpfe und Pfannen: mit Griff ist es Alu Geschirr (heißt so. Hat nichts mit dem Topf zu tun. Bedeutet: Aluschrott alt, mit Eisenanhaftung (meist < 10% Eisen)). Viele Leute machen den Griff ab in der Hoffnung das es dann Alu Blech alt/neu ohne Fe wird. Pech. Induktionsfähiger Topf? Eisenplatte im Boden eingepresstà wieder Geschirr. Wenn nicht: Meistens den kleinen Winkel vergessen an dem die Griffschraube fest war. Der ist auch aus Eisen. Auch wenn er nicht magnetisch ist. à wieder Geschirr. Viel Arbeit und kein Ergebnis.

 o   Lassen Sie sich Zeit. Ne Metalle aufreiten und sortieren braucht Zeit, Sorgfalt und Erfahrung. Ein einziger Fehler führt zur Abwertung!

 §   Eisenfrei heißt eisenfrei! Es reicht eine Niete oder Schraube!

 §  Cu Rohr mit Messingfitting ist Schwermessing nicht Kupfer Raff!

 §  Cu Rohr mit Eisenschelle ist Kupfer leicht oder Mischschrott (kommt auf die Eisenmenge an). Nicht Kupfer Raff!

 §  Der Va Profigasgrill ist Mischschrott nicht Va. Die Gasausströmer sind aus normalem Stahl, nicht aus Va!

 §  Va Rohre mit Messingfittings sind Mischschrott! Cu Legierungen und Eisenlegierungen gehen nicht zusammen!

 §   Auch 100 kg Kabel werden durch eine einzige Verteilerdose zu Steckerkabeln!

 o   Die Größte Wertschöpfung haben Sie bei der Trennung von Stahlschrott und allem was nicht magnetisch ist. Das geht schnell und es passieren wenig Fehler.

 o   Sortieren ist Erfahrungssache. Sie werden Fehler machen! Die Frage ist ob Sie mehr als einmal anliefern wollen und welche Menge Sie haben.

 §  Sie wollen Hobbyschrotthändler sein oder werden? Dann sammeln Sie Erfahrungen und Sortieren Sie was das Zeug hält.

 §  Sie wollen einfach nur renovieren oder den Keller leer haben?

·       Ist es viel? (mehr als 1000 kg über alle Sorten) dann kann sich sortieren lohnen.

 ·       Ist es weniger? Finger weg von der Arbeit. Beim Profi fragen und den machen lassen…

 o   Sortieren ist eine Dienstleistung. Und Dienstleistungen werden bezahlt! Das heißt: wenn Sie die Arbeit machen, haben Sie einen höheren Erlös der vom Schrotthändler ausgekehrt wird. Macht der Schrotthändler die Arbeit wird er sich dafür bezahlen lassen. Meist in Form eines niedrigen Preises.

 -        Welche Qualitäten kann ich lohnend sortieren?  Oder: Was gehört wohin?

 Wie bereits angedeutet ist die grundlegendste Arbeit Eisenschrott von Ne Metallen zu trennen. Also magnetisch und nichtmagnetisch.

 Im zweiten Schritt kann es lohnen die Eisenschrottfraktion nochmal anzusehen und folgendes auszusortieren:

 o   Bremsscheiben (ohne Radnabe und ohne Alutopf)

 o   Gußschrott (bricht leicht und ist auch für ungeübte gut zu erkennen)

 o   Schwerschrott (Träger, Bahnschienen, nie Betonstahl)

 o   Mischschrott (Leichtes Eisenmaterial ohne nennenswerte Anhaftungen)

 o   Chromstahl (glänzt schön und ist leicht zu erkennen)

 o   Shreddervormaterial (Leichtes Eisenmaterial mit max. 10% Anhaftungen)

Die Ne Fraktion ist nicht ganz so einfach da hier mehr Übung erforderlich ist und es viel mehr Sorten gibt. Die gängigsten sind in der qualitativen Hierarchie der jeweiligen Sorte:

 Kupfer:

o   Kupfer Millberry (Blankes, abisoliertes Kabel mit einer Aderstärke von mindestens 1,0 mm. Frei von jedweder Anhaftung)

o   Kupfer Schienen, blank (Starkstromanschlüsse. Nur gewerblich!)

o   Kuper Berry (angelaufenes, abisoliertes Kabel mit einer Aderstärke von mindestens 1,0 mm. Frei von jedweder Anhaftung)

o   Kupfer Schienen, lackiert (Starkstromanschlüsse. Nur gewerblich!)

o   Kupfer Fettberry / Lackdraht (wie Raff 95%)

o   Kuper Kerze (Kupferschrott, schwer, blank, ohne Lot und Fittings min 98,5% Cu Inhalt)

o   Kupfer Raff 95% (Rohre, Werkzeuge, Töpfe, frei von Eisen oder Isolation!)

o   Kupfer leicht 80% (Rohre mit Eisenschellen, Töpfe mit Griffen, …)

 o   Wiku Rohr (Kupferrohre mit Kunststoffhülle)

 Bronzen:

o   Bronze (sehr selten und immer frei von Eisen!)

o   Rotguß (Installationsteile immer frei von Eisen!)

o   Messing schwer (Installationsteile und Applikationen mit nur minimalen Anhaftungen)

o   Messing leicht (Installationsteile und Applikationen mit nur geringen Anhaftungen, Wasseruhren wenn komplett)

Nickellegierte Stähle:

o   V2a / V4a (nicht durch den Leihen zu erkennen. Benötigt technische Hilfsmittel oder kommt als sortenreiner Produktionsabfall. Sofern vorhanden kann anhand der Materialnummer 1.xxxxx erkannt werden was vorliegt.)

 Aluminium:

 o   Aluminiumprofile AlMgSi0,5 (in der Regel nur aus gewerblichem Entfall. Immer frei von Eisen und frei von Störstoffen!)

 o   Al Mg (1-5) (in der Regel nur aus gewerblichem Entfall. Immer frei von Eisen und frei von Störstoffen!)

 o   Al Blech neu, blank (in der Regel nur aus gewerblichem Entfall. Immer frei von Eisen und frei von Störstoffen!)

 o   Al Isoprofil (Ausbau) (Tür- und Fensterrahmen, andere Konstruktalprofile)

 o   Al Blech alt/neu ohne Eisen (Die meisten Sammellieferungen aus dem privaten Bereich fallen hier hinein. Immer frei von Eisen!)

 o   Al Guß ohne Eisen

 o   Al Geschirr max. 10% Eisen (das die Qualität in der die allermeisten Anlieferungen landen. Es reicht eine Schraube oder Niete…)

 o   Al Guß mit max 2% Eisen

 Kabelschrott:

 o   Cu Schälkabel 60% Cu Inhalt (Die gibt es nicht im privaten Bereich! Das sind Leitungen für den Anschluss von mehr als 50 kV.)

 o   Cu Litzenkabel (viele, viele kleine Adern. Die Kabel sind sehr flexibel und haben meist einen Gummi- statt PVCmantel.)

 o   Cu Schälkabel 50% Cu Inhalt (Mittelspannungskabel. Meist aus gewerblichen Objekten. Kaum vorhanden im privaten Bereich.)

 o   Cu Haushaltskabel 38% Cu Inhalt (Das sind die meisten Kabel die durch private Lieferanten gebracht werden können. Immer frei von Steckern, Verteilern oder Leerhüllen / -rohren!)

 o   Steckerkabel 28% Cu Inhalt (heißt so. Muss nicht zwingend ein Stecker dran sein. Kann auch was anders sein…)

 o   Erdkabel (gefährlicher Abfall. Kann nicht aus dem Privatbereich kommen!)

o   Alu/Kupferkabel (Mittelspannungskabel aus Aluminium mit einer Abschirmung aus Kupfer)

o   Alu-PVC-Kabel (Mittelspannungskabel aus Aluminium.)

 o   EDV Kabel (Egal was aus dem Innenleben eines Computers kommt: Wertlos!)

Wir hoffen, dass wir ein wenig Licht ins Dunkel bringen konnten und neben kurzweiliger Lektüre, den/die ein oder anderen (-e) zum Sortieren und Trennen animieren konnten. Wenn Sie Fragen haben, sprechen Sie uns an. Wir freuen uns auf Sie.

 

Veröffentlicht von Sebastian Will am 27.06.2020